Die Montagsfrage #117 – Mein Leseverhalten

Willkommen zur Montagsfrage am Dienstag 😉 Ich hatte gestern einfach nicht die Muße, am Computer zu sitzen. Wir hatten gestern strahlendes Frühlingswetter und das habe ich genutzt und bin zum Strand gelaufen, um eine Weile sonnenbadend zu lesen – es war wunderschön; ich hätte nicht gedacht, dass wir bereits im April zu diesem Glück kommen würden. Vor drei Jahren lag bei uns im Mai noch Schnee und die Bucht war gefroren, daher ist es nicht selbstverständlich, dass man hier Mitte/Ende April bereits ohne Jacke in der Sonne liegen kann. Wenns kein Schnee ist, dann meistens MINDESTENS polare Winde, die alles zehn Grad kälter machen xD

Wie dem auch sei, ich bin jetzt inoffiziell im Mutterschutz (offiziell habe ich noch ein paar Wochen, aber da ich alle Uniaufgaben erledigt habe, kann ich mich zurücklehnen), und weiß mit meiner Freizeit noch gar nicht richtig umzugehen. Ich versuche auszuschlafen (ergo, ich schlafe bis maximal halb neun), neben mir steht ein Glas mit Limettenwasser und liegt Paradise von Toni Morrison, mit denen ich mich nach diesem Post sogleich auf unseren sonnigen Balkon begeben werde, aber vorher wollte ich noch eben die Montagsfrage beantworten. Zeit genug habe ich ja jetzt und Muße auch … Und ich mag die dieswöchige Frage total!

Wie sieht mein Leseverhalten aus? (Musik, Hintergrundgeräusche? Morgens, mittags, abends, nachts? Leseplatz?)

Also, als großer Fan von Naturgeräuschen, atmosphärischer Musik und klassischer Filmmusik habe ich es mir zum Hobby gemacht, passende Playlists für meine Lesestunden zu finden. Das wichtigste dabei: Kein Gesinge. Es muss rein instrumentale Musik sein (oder bei Naturgeräuschen eben schlicht die Geräusche). Sobald jemand singt, bin ich genervt und abgelenkt vom Buch. Zweitens muss sich die Musik irgendwie an das Buch anschmiegen, es muss irgendwie zur Stimmung passen. Dank zahlloser Playlists auf Spotify finde ich eigentlich immer etwas passendes. Es kommt aber auch vor, dass ich ohne Musik lese, denn der zusätzliche Stimmungsmacher ist für mich kein Muss, nur ein Extra, von dem ich manchmal Gebrauch mache.

Was die Tageszeit betrifft: Ich kann so lesen, wie mein Freund schlafen kann – wann immer mir danach beliebt. AUßER BEIM ESSEN. Wenn ich esse, lese ich nicht. Höchstens Zeitung, aber ich will mich auf mein Essen konzentrieren und mit meinen Krümel- oder Fettfingern oder beladenen Löffeln und Gabeln meinen Buchseiten nicht zu nahe gekommen. Aber ansonsten – vorausgesetzt, ich habe nichts zu tun – ist mir jede Tages- und Nachtzeit lieb. Weil ich aber in den vergangenen Jahren studiert habe und arbeiten war, musste sich mein „natürlicher“ Leserhythmus meinen täglichen Pflichten unterwerfen und meine Lesezeit fiel dann aber meist auf Nachmittage und Abende. Das ist auch okay, wobei natürlich so ein herrlicher Vormittag auf dem Balkon bei einer Tasse Tee oder Kaffee ganz besonders formidabel ist. Vor allem im Frühling. Unser Balkon ist verglast, ich kann also auch bei warmen Regenwetter dort sitzen, was ich im Frühling und Sommer auch immer mache, dies empfinde ich als besonders gemütlich.

Auch beim Leseplatz bin ich recht flexibel, mit einer Einschränkung: Lesen in fahrenden Verkehrsmitteln ist bei mir nur bedingt möglich. Im Zug ist es kein Problem, solange ich in Fahrtrichtung sitze. Im Auto kann ich nur dann gefahrlos lesen, wenn das Auto schnell und relativ gradlinig fährt, also zum Beispiel auf der Autobahn. Landstraßen gehen gar nicht, da wird mir sofort übel. Auch in den Öffis lese ich eigentlich nicht, die Fahrgeschwindigkeit ist zu unregelmäßig, es ruckelt, ständig kommen Kurven – ich bräuchte fünf Papiertüten mindestens. Abgesehen von Fahrzeugen nutze ich aber jede Ecke, um dort zu verweilen und zu lesen. Cafés passen wunderbar (aber eben nicht während ich dort esse), mein Bett und mein Sofa gehen immer, am Strand lässt es sich genießen und auch im Park, auf dem Balkon, in Sitzen und im Liegen, Füße hoch und Füße runter, auf Stühlen und auf Bänken oder auf einer Decke, alles kann und nichts muss.

Dann bin ich auch eine Person, die zwar mehr liest als der Durchschnitt, aber wesentlich weniger als die meisten anderen Buchblogger. Ich habe ja schon einmal erwähnt, dass ich kein avid reader bin. Ich kann im Monat keine zehn Bücher lesen, da platzt mir der Kopf und ich verliere die emotionale Verbindung zu den Büchern, weil ich dann nur noch „auf Masse“ lese und am Ende gar nichts mehr über die Geschichte zu sagen habe, weil mein Kopf einerseits noch über das vorherige Buch nachdenkt und andererseits schon das übernächste im Sinn hat. Deswegen bremse ich mich da ganz bewusst aus mit Monatsbudgets, quantitativen Obergrenzen und durch Kauf nach Bedarf, nicht nach „Appetit“, weil ich es nicht ertragen könnte, zu Hause zehn ungelesene, auf mich wartende Bücher stehen zu haben. Ich liebe das Lesen, aber es soll seine Besonderheit nicht verlieren. Deswegen lese ich auch selten mehr als zwei Bücher gleichzeitig und selbst wenn ich mehrere Bücher gleichzeitig lese, dann lese ich eins davon öfter als das andere, damit die beiden sich nicht in die Quere kommen. Dieses eine Buch genießt dann sozusagen meine fast volle Aufmerksamkeit 😉 Ich brauche da einfach einen gewissen Abstand zwischen den Geschichten.


Ich glaube, damit habe ich alles gesagt, was ich zu sagen hatte über mein Leseverhalten. Damit bleibt mir nur noch, euch eine gute Woche zu wünschen! 🙂 Danke Antonia für die wunderbare Frage.

Eure Lotti

Die Montagsfrage #114 – Gibt es ein Buch, das ich wirklich hasse?

Guten Morgen!

Nun habe ich doch noch etwas gefunden, womit ich mir die Zeit bis zur ersten Vorlesung vertreiben kann – Montagsfrage beantworten, juhuu!

Also, gibt es denn ein Buch (oder vielleicht sogar mehrere), das ich hasse? So richtig HASSE?

Nun ja, hassen – also nein. Ich hasse keines der Bücher, die ich je gelesen habe. Ich hatte einerseits das Glück, dass ich meistens Bücher auf meinen SUB setze, von denen ich mir sehr sicher bin, dass sie etwas für mich sind. Ich bin da nicht besonders risikofreundlich. Aber: Es gibt Bücher, die fand ich einfach richtig schlimm. Eins davon erfreut sich besonderer Beliebtheit, was ich nicht nachvollziehen kann; dieses Buch hat mich so an den Rand des Wahnsinns getrieben, dass ich es unter anderem an die Wand geklatscht habe.

Auf die Gefahr hin, von wütenden Fangirls gelyncht zu werden, bin ich jetzt mal mutig und verrate euch den Titel: Es geht um John Greens Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Ich habe es vor einem oder zwei Jahren von einer Freundin ausgeliehen bekommen, weil fast alle meine Freunde es bereits gelesen hatten und nur ich – wie immer erst Jahre später – hatte mich bis dahin verweigert, ein YA Buch zu lesen, dessen Hype mir gefährlich groß erschien. Ich muss dazu sagen, es ist bis heute das einzig von John Greens Werken, das ich gelesen habe. Dass ich das Schicksal so gar nicht mochte, hat mich leider erstmal davon weggebracht, ihm eine zweite Chance zu geben. Eine Freundin von mir, die das Buch ähnlich schlecht fand, meinte einmal, Eine wie Alaska sei besser, mit dem könne ich es ja noch einmal versuchen. Und ich sage euch, irgendwann werde ich das bestimmt auch tun. Irgendwann. Ich bin grundsätzlich ein Freund von zweiten Chancen gerade bei Schriftsteller:innen. Unterm Rad von Hermann Hesse hat mich damals im Gynmasium auch gequält, aber Siddhartha und Demian fand ich im gleichen Alter (~16 Jahre) toll. Aber gehasst habe ich auch dieses Buch nicht, ich fand es nicht einmal schlecht, es passte bloß gerade nicht. Jedenfalls hat für mich in Das Schicksal ist ein mieser Verräter gar nichts gestimmt. Am ehesten mochte ich noch die Figur des Peter van Houten, ansonsten ließen mich vor allem die Hauptfiguren erstaunlich kalt. Da half dann auch Teenage Romance und die Gewissheit, eine(r) von beiden wird am Ende sterben, auch nicht mehr. Eine tragische Liebesgeschichte voller depri Teenage Philosophie macht für mich leider noch kein gutes Buch. Diese „Philosophie“ war vielleicht generell das schlimmste für mich an dem Buch. Die „Philosophie“ und dass ich ständig das Gefühl hatte, das Buch will mir vorschreiben, wie ich mich zu fühlen habe – nämlich traurig, denn über Krebs macht man keine Witze, also sei gefälligst traurig! Weine!

Also so viel zu diesem Buch. Mittlerweile gibt es ja eine ganze Sammlung von YA Büchern (und Filmen und Serien), in denen todkranke Teenager sich verlieben und am Ende stirbt wie immer eine(r) – nach diesem Buch habe ich von diesen Geschichten die Finger gelassen, auf die Gefahr hin, dass ein anderes Buch mir vielleicht besser gefallen hätte. Aber ich schalte leider schnell ab, wenn zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wird. Neulich lief Ein ganzes halbes Jahr im Fernsehen und ratet mal – ich mochte diese Geschichte auch nicht besonders. Es war nicht so schlimm wie beim Schicksal, aber gerade als dann am Ende das Thema Sterbehilfe noch so halbherzig auf den Tisch geworfen wurde, war ich durch. Vielleicht ist Jojo Moyes Buch ja auch wesentlich besser, Verfilmungen gelingen nicht immer.

Auch gegen das Romandebut von Lila Savage, Say Say Say, habe ich bereits ausgiebig gewettert. Darin geht es um eine junge ambulante Pflegerin namens Ella, die sich um Jill kümmert, die nach einem Autounfall schwere Hirnschäden davongetragen hat und nun zunehmends ihr Gedächtnis verliert. Jills Ehemann Bryn hatte sich bis dato selbst um seine Frau gekümmert, und schafft es jetzt einfach nicht mehr. Es sollte um die Bedeutung der Liebe gehen, aber auch die Arbeit von Pflegekräften etwas mehr in den Fokus rücken und ich gebe zu, ich war interessiert zumal das Buch nur 161 Seiten lang ist. Leider wurde das Buch für mich zum Albtraum. Um Jill und ihre Geschichte ging es fast gar nicht, und dass sie angeblich ihr Gedächtnis verliert, war für mich auch nicht wirklich erkennbar. Stattdessen musste ich mich durch endlose innere Dialoge quälen, vollgestopft mit den Oxford Dictionary’s Top 100 der hochtrabendsten, am wenigsten alltagstauglichen Vokabeln der englischen Sprache, was diesem Buch überhaupt nicht gut bekam, und vollgestopft mit Ellas unpassenden Sexphantasien bezüglich Bryn. Ella ist eigentlich in einer lesbischen Beziehung, aber dieser wird nur am Anfang Zeit gewidmet, am Ende fiel sie genauso schnell unter den Tisch und ward vergessen wie Jill ins Pflegeheim gebracht wurde. Ich habe zwar keinen Hass auf dieses Buch, aber es hat mich wirklich, wirklich genervt und wütend gemacht.

Das wären jetzt die beiden Bücher, von denen ich sagen würde, dass ich sie zwar nicht speziell „hasse“, aber mich wirklich zur Weißglut trieben. Ich habe beide durchgelesen, immerhin, aber es waren Stunden meines Lebens, die ich nicht zurückbekommen werde.

Aber sei es drum, wenn ich Werken von John Green und Lila Savage noch einmal begegne (denn man sieht sich bekanntlich immer zweimal im Leben), bin ich bereit für eine zweite Runde 🙂

Schöne Woche noch,

Eure Lotti

Montagsfrage #113 – Wie hoch ist mein Leseanteil in einer Fremdsprache und warum lese ich nicht die Übersetzung?

Guten Morgen! (kann man half elf am Vormittag noch sagen, oder?)

Über die dieswöchige Montagsfrage freue ich mich sehr, beschäftige ich mich doch gedanklich sehr viel mit dem Thema beim Betrachten meiner Bücherregale. Die Entwicklung der vergangenen, na sagen, wir 4 Jahre, war dramatisch. Dramatisch im Sinne von heftig, unübersehbar, und weder negativ noch positiv konnotiert. Ich studiere auf Englisch, ich lebe in Finnland und lerne Finnisch, jeden Tag bekommt es mein Gehirn besser auf die Reihe, dreisprachig zu kommunizieren. In meinen Denkprozessen vermischen sich alle drei Sprachen, ich träume in drei Sprachen – ich lese in drei Sprachen. Vielleicht irgendwann vier, wenn ich mir ein Herz nehme und mal wieder ein Buch auf Französisch lese, wie ich es zuletzt 2017 getan habe.

Bisher ist es so, dass sich der Fremdsprachenanteil meiner Bücher, die ich bis 2017 gelesen habe und aus den Jahren davor stammen, auf vielleicht 5% beschränkt. Ich las während meiner Schulzeit hin und wieder ein Buch auf Englisch. Entweder, um mein Englisch zu verbessern, oder aber, weil das Buch auf Deutsch nicht oder nicht mehr verfügbar war. Nach der Schule war ich dann Au Pair hier in Finnland, meine Gastmutter Amerikanerin und danach begann ich meinen englischen Bachelor, und damit begann dann auch der Anteil fremdsprachiger Bücher in meinem Besitz sprunghaft zu steigen. Ich las dann nicht mehr auf Englisch, um mein Sprachverständnis zu verbessern, das mache ich heute bei Finnisch. Tatsächlich vergesse ich manchmal, in welcher Sprache ich überhaupt lese, weil ich keinen Unterschied mehr feststellen kann. Das gab und gibt mir die Freiheit, meine Bücher nach anderen Kriterien zu wählen. Und ja, ich gebe zu, manchmal kaufe ich dann das Exemplar, was weniger kostet – was häufig das englische Exemplar ist. Geld wächst nicht auf Bäumen und reich bin ich auch nicht, also gebe ich das hier mal ganz schamlos zu 😉 Manchmal gefällt mir das englische Cover auch einfach besser xD Es gibt auf dem deutschen Buchmarkt teilweise unfassbare Hässlichkeiten zu bestaunen, bei denen ich mir denke, warum in aller Welt sollte ich mich hiervon angesprochen fühlen? Letzten Endes wähle ich ein Buch immer nach dem Inhalt, aber wenn die englische Ausgabe stilvoller daherkommt, dann entscheide ich mich beim gleichen Produkt und ähnlichen Preis eben eher für die schickere Ausgabe.

ABER Geld und Aussehen sind eben auch nicht alles im Leben. Manchmal ist es auch einfach so, dass ich Bücher auf meiner Wunschliste stehen habe, die es auf Deutsch nicht gibt. „Pech, sagt die Kuh Elsa“, wie meine Mutti immer so passend sagt. Die Bücher sind entweder noch zu neu und ich müsste drei Jahre warten, wofür ich zu ungeduldig bin (ein echtes first world problem). Oder es gibt sie schon länger, aber ins Deutsche übersetzt wurden sie trotzdem nie. Gerade wenn die Originalsprache solcher Werke nicht Englisch ist, habe ich dann meistens mehr Glück, eine englische Übersetzung zu finden und diese zu lesen. Ich habe auf meiner Wunschliste aber zum Beispiel auch Bücher französischsprachiger Autorinnen, deren übersetzte Werke nicht so leicht zu bekommen sind und bei denen ich dann eben auf das französische Original zurückgreifen werde. Was das betrifft, bin ich mehr als dankbar dafür, dass ich recht sprachtalentiert bin. Selbst die vier Jahre Französisch am Gymnasium, die ich nicht wirklich genossen habe, reichen aus, dass ich mich mit viel Willen und mit den vereinten Kräften meiner Französisch- und Lateinkenntnisse sowie des Wörterbuches durch schmale franzöische Texte „kämpfen“ kann. Beim zweiten oder dritten Text fällt mir das Lesen dann schon wesentlich leichter.

Dann gibt es auch noch einen letzten Grund nebst Verfügbarkeit, Preis und Gestaltung, der mich in die Arme der Fremdsprachen treibt – es gibt Werke, die will ich nur im Original lesen. Das trifft meist auf Werke zu, die vor allem für ihre sprachliche Schönheit berühmt sind. Also zum Beispiel die Shakespeare Werke; ich habe Shakespeare noch nie auf Deutsch gelesen und habe auch keine Lust dazu, genau wie ich Goethe nie auf einer anderen Sprache als auf Deutsch lesen will. Das klingt sehr hart gegenüber den Übersetzer*innen, die eine Wahnsinns Arbeit darin investiert haben, einen Text auch jenseits der bloßen Worte in einer weiteren Sprache zugänglich zu machen. Ich will diesen Menschen ihre Arbeit nicht aberkennen, ihr leistet einen großartigen Dienst für die Gesellschaft, es ist bloß eine persönliche Eigenart von mir, dass mich bestimmte Texte einfach nur im Original reizen. Aber das sind dann wirklich Einzelfälle. Bei den allermeisten Büchern (weeeeeeiiiiiiit über 90%), die ich lese, ist diese Eigenart nicht ausschlaggebend.

Zur Zeit sieht es so aus, dass meine Regale hier in Finnland mit berwiegend englischen Titeln gefüllt sind, so etwa ein Drittel bis ein Viertel sind auf Deutsch und hier und da findet sich ein Buch auf Finnsch. Die Regale in meinem deutschen Kinderzimmer dagegen sind prall gefüllt mich Büchern auf Deutsch und nur wenige englische Titel finden sich. Und ein einziges auf Französisch 😉 Zusammengerechnet halten sich Deutsch und nicht-Deutsch also in etwa die Waage. Dieses Jahr werde ich wohl wieder mehr auf Deutsch lesen, aber ich bleibe mir treu und werde die Gunst der Stunde nutzen, falls mir ein attraktives nicht-Deutsches Buch über den Weg läuft 😀 So geschehen letzte Woche, als ich im großen Buchladen in der Nachbarstadt gestöbert habe und die doch tatsächlich The Memory Police von Yoko Ogawa im Sortiment hatten. Das Buch ist auf Deutsch letztes Jahr unter dem Titel Insel der verlorenen Erinnerung im Liebeskind Verlag erschienen, bisher gibt es das nur als Hardcover. Ogawas Werk stand eigentlich auf meiner Langzeit Warteliste, da stehen Bücher drauf, die ich „irgendwann“ bzw. bei Gelegenheit lesen will. Auf Englisch gibt es das Buch bereits als günstigeres Taschenbuch beim Vintage Verlag, ich habe in diesem Moment also die Gelegenheit genutzt und mir diesen Wunsch früher als gedacht erfüllen können. Hätte ich es nicht so „frisch“ im Laden in unwiderstehlicher Nähe gefunden, hätte ich es vermutlich auf Deutsch gelesen. Eine Übersetzung ist es dennoch, Yoko Ogawa ist Japanerin und veröffentlicht auch auf Japanisch.

Bin sehr gespannt, wie es bei euch so aussieht 🙂 Habt eine tolle Woche!!

Eure Lotti


Falls ihr die Montagsfrage noch nicht kennt, dann schaut doch auf Antonias Blog vorbei und macht selbst mit! Eine neue Montagsfrage gibt es – Überraschung – jeden Montag.

Die Montagsfrage #111 – Lese ich auch Bücher aus anderen Kulturkreisen?

Hallo zusammen 🙂

Nachdem ich gerade jetzt zuletzt eine Entschuldigung dafür in die Tastatur gehauen habe, weshalb ich mich die letzten Monate totgestellt habe, mache ich gleich weiter und widme mich der neuesten Montagsfrage, die diese Woche lautet:

Liest du auch Bücher, die in anderen Kulturkreisen spielen als deinem eigenen (Sci-Fi und Fantasy ausgenommen)?

Mir wäre jetzt sowieso kein nicht-westliches Sci-Fi oder Fantasy Buch eingefallen, dass ich gelesen hätte, auch wenn ich schon seit fast einem Jahr plane, mich einmal Afrofuturism zu widmen, und da habe ich mir auch schon einige Werke ausgeguckt, darunter Binti und seine zwei Nachfolgeromane The Night Masquerade und Home von Nnedi Okorafor, aber erstens habe ich sie noch nicht gelesen und zweitens zählt Sci-Fi hier gerade nicht 😉

Ich arbeite aber schon aktiv seit über einem Jahr daran, mich Werken aus anderen Kulturkreisen zu widmen, mich zu informieren, was außerhalb meiner westlichen Bubble für spannende Geschichten existieren. Gute Geschichten, die mich interessieren, finde ich im Grunde überall, also warum immer nur deutsch/ britisch/ amerikanische Geschichten lesen (wie ich es früher gemacht habe)? Für mich ist die Recherche allein, die Reise in die Literatur einer anderen Kultur, mittlerweile einfach ein großer Teil des Leseerlebnisses geworden. Manchmal suche ich eine Weile, lese diese und jene Artikel, höre Podcasts und Interviews, und das dauert vielleicht manchmal ein wenig, aber dadurch baut sich bei mir einfach eine unheimliche Spannung auf und ich bekomme nur noch mehr Lust und freue mich dann ganz besonders, wenn ich am Ende mehrere Werke in der Hand halten kann, die das Feuer in mir geweckt haben und die mir gleichzeitig Einblick verschaffen in einen Kulturraum, der dem meinen nicht entspricht. Das ist ein bisschen wie eine Reiseplanung, bloß dass ich mich physisch am Ende nicht großartig vom Fleck bewege. Ich empfinde das als äußert bereichernd und auch als sehr spannend. Wie gesagt, Geschichten, die mich interessieren, finde ich around the world und es ist derzeit die einzige Möglichkeit zu „verreisen“, die ich habe. Dazu dann eine passende Spotify Liste und ach – herrlich!

Trotzdem bin ich auch erst am Anfang dieser Reise, und es gibt noch soooo viel zu erkunden, ich stehe selbst erst noch ganz am Anfang. Dennoch will ich euch ein paar Titel empfehlen, die mir sehr gefallen haben:

  • Ein einfaches Leben von Min Jin Lee
  • Ehre von Elif Shafak
  • Riwan oder der Sandweg von Ken Bugul
  • Das Gleichgewicht der Welt von Rohinton Mistry

Und dann noch einige Autoren und Autorinnen, die bei mir weit oben stehen in der Wunschliste:

  • Chimamanda Ngozi Adichie
  • Jamaica Kincaid
  • Marlon James
  • Chinua Achebe
  • Maaza Mengiste
  • Que Mai Phan Nguyen
  • Bapsi Sidhwa
  • Madeleine Thien

Also, diese Namen nur mal als Inspiration für euch, falls ihr auf der Suche seid nach eurem nächsten Buch ❤

Viel Spaß bei dem, was ihr gerade lest! Bei mir ist es Growing Up Aboriginal in Australia, was ich durch die Uni unterbrechen musste und jetzt endlich weiterlesen kann.

Eure Lotti

Die Montagsfrage #91 – Welches Buch aus einem Genre, das du eigentlich nicht magst, magst du?

Hei!

Ich bin gerade so kaputt von meinem Workout, aber nach acht Stunden im Büro ist das ein Gefühl, das ich sehr begrüße, weil ich ohne Workout zu einem Stück Holz ohne jede Flexibilität und Tiefenmuskulatur mutieren würde. Und so widme ich mich der dieswöchigen Montagsfrage frisch geduscht und ausgepowered. Es ist, wie ich finde, eine sehr schöne Frage, mit deren Antwort ich meistens sehr viel Unverständnis hervorrufe – was ich absolut nachvollziehen kann. Ich finde es selbst ziemlich paradox.

Welches Buch aus einem Genre, das du eigentlich nicht magst, magst du?

Ich gestehe: Ich mag keine Krimis. Ich finde schon die Grundstruktur eines Krimis absolut öde. Etwas passiert, meistens Mord, so Tarantino x Battle Royale wie möglich, jemand versucht herauszufinden, wer es war, die Geschichte wird aufgelöst, Ende. Ab und zu ein Perspektivwechsel, aber selbst die sind mittlerweile ausgeleiert. Ich liebe Bücher, die ich mehrmals lesen kann und das kann ich mit Krimis einfach nicht, weil es meistens nur den einen Vorfall zu klären gibt und naja, dessen Auflösung kenne ich dann ja schon. Ich mag es auch gar nicht in den heutigen Krimis, dass mir das immer gleiche Privatleben der Ermittler*innen büffchenweise wie eine 18-Uhr-Soap zwischn den wichtigen Kapiteln vorgesetzt wird. I don’t care.

Wenn der Krimi schlecht ist, weiß ich nach 30 Seiten, wer es war und ich bin gelangweilt. Wenn der Krimi gut ist, macht es am Ende Peng, aber danach ist für mich die Magie verloren gegangen und ich stelle das Buch zurück ins Regal und seine Charaktere und die Handlung verflüchtigen sich. Wenn aus Sicht des Mörders oder der Mörderin geschrieben wird, dann sind sie extra brutal oder wahre Megaminds – meistens beides – und auch das finde ich dann ermüdent. Dann schaue ich mir lieber den Samstagabendkrimi an, das sind dann so 90 Minuten semi-spannende bis gute Unterhaltung und danach gehe ich schlafen.

Ich habe auch meistens ein Problem mit den Persönlichkeiten der Ermittler*innen. Da gibt es das Arschloch, meistens ergänzt durch einen Dicken oder eine Person mit Migrationshintergrund als Side Kick, der/die überproportional gut gelaunt ist. Der Arsch hat Beziehungsprobleme und mindestens eine Ex Frau und/oder On-off Beziehung. Dann gibt es die attraktive schlaue Ermittlerin, zwischen 30 und 40, unverheiratet und hetero mit fetter Love Interest irgendwo im Büro und die von mindestens drei anderen Männern umschwärmt wird, von denen keiner der ist, auf den sie steht. Typ drei ist der liebe männliche Ermittler mit Humor und Kind(ern) im Teenager Alter.

Typ eins hasse ich am meisten. Wenn der Ermittler ein Arsch mit Side Kick ist, klappe ich das Buch zu und lese etwas anderes. Typ zwei ist mir zu brav, aber nervt immerhin nicht. Typ drei mag ich nur als TV Version an langweiligen, geselligen Samstagabenden mit meinen Eltern, die sich durch guten Wein und Obstsalat auszeichnen.

So, das war jetzt ziemlich fies und ich hoffe, das nehmt ihr mir nicht übel 😉

Kommen wir zu den Ausnahmen, okay?

Agatha Christies Miss Marple Fälle.

Ich liebe Miss Marple. Sie ist alt, ziemlich witzig, ist nicht in den Dorfpfarrer verliebt und hat den Fall noch vor Ende des ersten Kapitels gelöst.

Was ich an Agatha Christies Büchern am meisten schätze, ist dass ich nicht beschmissen werde mit unnötigen Hintergrundgeschichten. Ich bekomme, was ich will: Ein Rätsel. Kein privates Drama. Keine Probleme im Liebesleben von Miss Marple. Ich kriege ein Rätsel und die Aussagen von allen anwesenden Leuten und den Rest muss ich mir selbst zusammenbasteln anhand von Wortwahl, Grundwissen und meinem Gedächtnis. Und das alles auf 200-300 Seiten. Mehr will ich doch gar nicht 😀 Und sowas kann ich dann eben doch mehrmals lesen, und zwar mit anderen zusammen, meistens mit meiner Mutti, die Miss Marple entspannend und ziemlich witzig findet.

Verblendung von Stieg Larsson

Verdammnis & Vergebung sind eher Thriller, aber der erste Teil der Trilogie des Schweden kommt dem „klassischen“, von mir gerade zerrissenen Krimiformat noch am nächsten. Was ich an diesem Buch und generell der ganzen Reihe so mag, ist Lisbeth. Vor allem im Duett mit Mikael. Lisbeth ist keine Typ 2 Ermittlerin – sie hat eine vielschichtige, wesentlich realistischere Sexualität, sie ist weder naiv noch attraktiv noch lieb und süß und nimmt eine ganz eigene Rolle in der Reihe ein. Auch Mikael kann ich für einen Hauptcharakter recht gut leiden. Larssons Figuren kommen einfach so lebensecht daher, dass ich die Bücher immer wieder lesen könnte. Zumal die Handlung einfach immer vom Mystery-Krimi Stück für Stück in einen Justizfall voll Korruption und Kalten Krieg merged und das finde ich einfach sehr eigen und ziemlich gut gemacht.

Ich weiß allerdings noch nicht, welche Verfilmung ich besser finde. Ein David Fincher Film ist generell erstmal immer optisch ganz großes Kino, aber Robin Wright als Erika Berger war irgendwie meh und als Daniel Craig mit Bargeld in einem Stockholmer Café bezahlt hat, musste ich LAUTHALS lachen. Lieber David Fincher, wir reden hier über Stockholm. Da hat keiner mehr Bargeld. Und viele gastronomische Betriebe nehmen auch gar keines mehr an.

Und das Stellan Skarsgård der Böse war, war ja mal sowas von klar. Der einzige Schwede unter den wichtigen Figuren musste es wieder schmeißen und das war dann doch etwas zuuuu durchschaubar in einem Film, der in Schweden spielt und in dem es ansonsten nur Briten und Amerikanerinnen im Cast gibt.

Gone Girl von Gillian Flynn

Noch Krimi oder schon abgefuckter Psycho Thriller? Irgendwie beides, oder? Ich mag Gone Girl hauptsächlich, weil ich Nick hasse und Amy so gerne dabei „zugesehen“ habe, wie sie ihn so richtig die Hölle heiß macht. Dabei ist sie selbst eine absolut furchtbare Person, der ich wirklich nie in meinem Leben begegnen will.

Gone Girl ist außerdem DER Pärchenfilm von meinem Freund und mir – mein Freund findet Rosamund Pike absolut erotisch (ich stimme zu) und ich kann nicht genug kriegen von ihrer Stimme, und der Fakt, dass Neil Patrick Harris am Ende aufgeschlitzt und nackt im Bett liegt, ist einfach zum Schreien, wenn man How I Met Your Mother gesehen hat. Stellenweise fand ich das Buch aber auch zäh und weil ausnahmslos alle Figuren irgendwie den Schuss nicht gehört haben, hat mir auch irgendwie ein Sympathieträger gefehlt – Nick hat so viel Charme wie eine zentralfinnische Steckmücke.

Das war jetzt wieder mehr sehr ausführlich. Falls ihr Krimis mögt, dann hoffe ich, dass ich nicht zu bösartig war. Vielleicht habe ich auch einfach nur die falschen Krimis gelesen oder bin einfach noch dicht von dem Überfluss an Krimis, die mein Vati während meiner Jugend gelesen hat – allesamt entweder feel good Südfrankreich Strand-Lit oder derbste Skandic-Metzeleien in irgendwelchen schwedischen Waldhütten.

Nach drei Jahren in Finnland frage ich mich, wie die Masche mit diesen Morden in Hütten in düsteren, kalten skandinavischen Ländern immer noch zieht. Es ist schon irgendwie witzig xD Die kleinen Grundschulkinder radeln hier im Winter allein im Dunkeln durch den Wald von A nach B – muss ja, schließlich ist es ab 14 Uhr dunkel und kein Elternteil hier oben fährt sein schulpflichtiges Kind zur Schule oder von der Schule nach Hause. Das Kind läuft oder radelt. Immer. Generell kann ich mir keinen sichereren Ort auf der Welt vorstellen, als irgendwo mittem im nordischen Nadelwerk in meiner kleinen Sommerhütte mit Sauna und Außentoilette.

Lasst es euch gut gehen,

Eure Lotti Xx

Warst/bist du in einem Buchclub (oder könntest du es dir vorstellen)?

Moi moi! Ich hoffe, es geht euch allen gut 🙂

Ich hatte eine recht aufregende letzte Woche, in der es sehr viel um meine Bachelorarbeit und deren Thema ging, dementsprechend kreisten meine Gedanken eher um Außenhandel und internationaler Kooperation denn um Bücher (ausnahmsweise mal 😉 ) Ich habe mich auch viel um die Bücher beschäftigt, die ich diesen Monat lesen will – nur so viel, es wird zur Abwechslung mal etwas westlich-klassischer mit Titeln wie Lolita von Vladimir Nabokov und Die Unschuldige vom von mir so verehrten Ian McEwan.

So, aber darum soll es jetzt nicht gehen. Wende ich mich stattdessen der heutigen Montagsfrage zu:

Warst/bist du in einem Buchclub (oder könntest du es dir vorstellen)?

Ohne viele Umschweife: Ja, bin ich – sogar in zwei. Keiner davon ist „hier vor Ort“, beide sind im Lieblingsneuland der Welt angesiedelt, im Internet. Warum? Weil beide Buchclubs international sind/ global, und da ist der virtuelle Raum einfach die praktischste Lösung.

Der erste der beiden Clubs ist der von Emma Watson (ja, deeeer Emma Watson) ins Leben gerufene Our Shared Shelf Buchclub, den ihr auf Instagram und Goodreads finden könnt. Jeder kann beitreten und mitmachen und ist herzlich willkommen 🙂 Ich bin zwar nicht immer aktiv mit dabei und lese auch nicht jedes Buch mit, weil ich dafür einfach viel zu zertreut bin und jeden Monat einfach wild Titel aus meinen Wunschlisten auswähle, wie es mir gerade passt, aber ich bleibe immer auf dem Laufenden und die Titel, die ich zusammen mit den anderen Clubmitgliedern gelesen habe, waren einfach immer ein total besonderes Erlebnis. Der Club spezialisiert sich dabei auf feministische Literatur und Themen, die der Feminismus zwar nicht für sich beansprucht, sich aber dennoch stark darüber austauscht, z.B. Flüchtlingsströme und Rassismus. Es wurden schon Gedichtsbände ausgewählt, klassische Romane, Essaysammlungen, Biografien etc. und über alle Genre hinweg, vom historischen Drama und der nonfiktionalem Gesellschaftsanalyse bis zur Science Fiction Anthologie.

Der zweite Club, in dem ich bin, heißt Books That Matter und ist primär britisch, aber theoretisch auch international, weil sie alle herzlich willkommen heißen, egal woher sie kommen. Das Team von BTM vertreibt eine monatliche Buchbox, die ich persönlich total toll finde, aber neben der Box tauscht sich die Communitz eben auch auf den sozialen Medien stark aus und ich habe die Gründerin sowie andere Club Mitglieder auch schon auf Skype getroffen und einen kleinen Lesezirkel mit ihnen gestartet, was wirklich großartig war 😀 Auch Books That Matter ist ein eindeutig feministischer Buchclub, der sich auf Veröffentlichungen von Autorinnen spezialisiert und sehr stark darauf achtet, dass immer ganz verschiedene Perspektiven in den Händen der Leser und Leserinnen landen. In diesem Club bin ich aber erst seit diesem Februar, bei Our Shared Shelf bin ich dagegen schon seit einer halben Ewigkeit, ich glaube so 4-5 Jahre könnten es mittlerweile sein 😉

Theoretisch würde ich auch bei einem „richtigen“ Buchclub in der „echten Welt“ mitmachen, sofern mir die Buchauswahl zusagt. Ich bin leider recht schnell gelangweilt, wenn es zu eintönig wird oder immer wieder das Gleiche von immer wieder den Gleichen ausgesucht wird. Aber wenn die richtige Gelegenheit um die Ecke kommt, oder ein paar Freunde mit mir ein Buch lesen wollen, dann werde ich die Gelegenheit auf jeden Fall beim Schopfe packen 🙂

Habt eine schöne Woche,

Eure Lotti Xx

Montagsfrage #87 Wo befindest du dich gerade in deiner momentanen Lektüre?

Moi!

Tut mir echt leid, dass es in den vergangenen Wochen so still war auf meinem Blog – ich hatte einfach gerade keine Muße, habe stattdessen gelesen und geschrieben und viel gearbeitet.

Da ist die Montagsfrage eigentlich perfekt, um wieder in die Spur zu kommen 🙂 Ich schulde euch noch eine Kritik zu Potiki, dass ich bereits vor einiger Zeit beendet habe. Aber darum soll es jetzt nicht gehen, sondern stattdessen will ich lieber die dieswöchige Montagsfrage beantworten:

Wo befindest du dich gerade in deiner momentanen Lektüre?

Also.

Ich lese gerade The Swan Book von der Australierin Alexis Wright. Die Geschichte spielt im Australien einer nicht weiter definierten Zukunft, genauer gesagt in einer von der Regierung erschaffenen, abgeschotteten und vom Militär überwachten Community für Aboriginies im äußersten Norden des Kontinents und in einer großen Stadt im Süden, von der ich glaube, dass es sich um Sydney handeln könnte, denn Canberra ist es nicht. Durch den Klimawandel steht das uns bekannte australische Klima komplett auf dem Kopf: der Norden ist komplett ausgedürrt, dafür gibt es im Süden jetzt tagelangen Dauerregen, Nebelschwaden und Kiefern.

Hauptfigur des Romans ist Oblivia, eine junge Frau, die in dieser Community im Norden aufgewachsen ist, jedoch während ihrer Kindheit und Jugend durch eine längere Zeit der Isolation und eine Gruppenvergewaltigung und deren gesellschaftliche Folgen schwer traumatisiert wurde. Oblivia spricht nicht, wohl, weil sie es psychisch einfach nicht kann. Und so lebt sie weitestgehend isoliert und als Ausgestoßene in ihrer Siedlung. Was sie nicht weiß: Der neue, junge Hoffnungsträger der australischen (und der Welt-)Politik, Warren Finch, ebenfalls australischer Ureinwohner, wird eines Tages kommen und sie heiraten. Ihre Familien haben diese Heirat bereits arrangiert, als sie beiden noch kleine Kinder waren und sich nicht kannten. Er nimmt sie mit in den Süden, und heiratet sie uuuuuund

weiter bin ich noch nicht. Ich bin jetzt auf Seite 235 von 340 und was jetzt vielleicht eher nach Kitsch klingt, ist eigentlich eine ziemlich düstere Dystopie. Die Siedlung im Norden ist nach heutigen Standards eine humanitäre Katastrophe. Warren Finch, aufgewachsen unter Leuten, die ihm eingetrichtert haben, er sei eine Art Messias für die Menschheit, aber besonders für Australien, tut teilweise ein paar Dinge, die mich an seiner mentalen Gesundheit ernsthaft zweifeln lassen. Oblivia wird von ihm aus ihrem Umfeld gerissen und ohne jede Empathie behandelt. Die Themen sind klar: Der Umgang mit den Aboriginies und Australiens Kolonialgeschichte und deren anhaltenden Folgen, aber auch Klimawandel und Frauenrechte sind immer mit von der Partie. Den anfang des Buches fand ich etwas zerrig, muss ich gestehen, aber jetzt wird es doch recht heftig und auch spannend. Und irgendwie hypnotisiert mich dieses Buch sprachlich und atmosphärisch einfach total.

Parallel dazu lese ich Growing Up Aboriginal in Australia, eine non-fiktionale Anthologie von australischen Autorinnen und Autoren (alle Aboriginies), die auf verschiedenen Weise davon erzählen, wie sie im Laufe ihres Lebens gelernt haben, was es für sie bedeutet, aboriginal zu sein. Die Geschichten sind alle sehr persönlich und wahnsinnig interessant. Die Geschichten, die ich bisher gelesen habe, spielen so etwaaaaa zwischen den 1970ern und den frühen 2000ern. Ich habe aber noch nicht sehr weit gelesen, bin vielleicht so auf Seite 80.

Beide Bücher parallel zu lesen, war eine sehr gute Idee. Ich habe mich noch nie intensiv mit Australien beschäftigt, und gerade The Swan Book ist so voll mit Abspielungen auf gesellschaftliche Probleme, dass ich wahrscheinlich total verloren gewesen wäre ohne das zweite Buch, dass einem wirklich viel beibringen kann über jene Gesellschaft.

So, ich bin also mental gerade zu 100% in Australien 😉

Eure Lotti Xx

Die Montagsfrage #86 Wie sieht eigentlich euer SuB aus? (Und versucht ihr ihm momentan entgegenzuwirken?)

Moi! Ich hoffe, es geht euch gut und das euer Montag einigermaßen gut verläuft 🙂 Hier bei uns haben wir warmes, sonnigstes Juhannus-Wetter, dass jeder Finne sich für diese Woche wünscht (dieses Wochenende wird hier Mitsommer gefeiert, jeder ist in seinem/ ihrem Ferienhaus, es gibt Bier bis zum Abwinken und Sauna bis 7 Uhr morgens und natürlich wird gegrillt).

Zurück zum Thema. Antonia möchte diese Woche gerne wissen:

Wie sieht eigentlich euer SuB aus?
(Und versucht ihr ihm momentan entgegenzuwirken?)

Also.

Ich habe keinen SuB (Stapel ungelesener Bücher).

Ich habe Wunschlisten. Viele Wunschlisten. Viele sehr lange Wunschlisten, niedergeschrieben auf Zetteln und in Notizbücher und Word files und als Fotos auf dem Handy, die ich ständig verliere und in anderer Reihenfolge wiederfinde.

Das Ding ist: Würde ich es mir erlauben, einen SuB zu besitzen, dann könnte ich der Versuchung nicht wiederstehen, in jedes Buch hineinzulesen und würde dann irgendwie mehr schlecht als recht 20 Bücher gleichzeitig lesen, weil ich einfach nicht abwarten kann, bis ich mit einem fertig bin. Das wäre schade, weil ich mich dann am Ende auf kein einziges Buch so fokusieren könnte, wie ich es möchte.

Also habe ich stattdessen Wunschlisten angelegt. Die auf Goodreads ist eher eine Langzeitwunschliste, von der ich nur ab und zu etwas wähle. Auf meinem Handy habe ich einen Ordner mit Screenshots von Büchern, die mir hier und da begegnen und die ich unbedingt lesen will. Und von diesen und anderen Listen suche ich mir dann monatlich etwas aus, was als Nächstes gelesen wird. Ich hole mir diese Bücher, sobald ich spüre, dass sich mein Lesevorrat dem Ende zuneigt. Das ist sozusagen mein sechster Sinn. Somit sitze ich nie auf dem Trockenen und kein Buch versauert bei mir ungelesen im Regal.

Der Umfang meiner Wunschlisten

Der Umfang meiner Wunschlisten liegt insgesamt bei geschätzt etwa 100 bis 300 Büchern, Comics, Graphic Novels, Essays etc.

Ich setze meinen Wunschlisten kein Limit, weil ich jeden Monat 2-4 Titel von ihnen auswähle und bestelle. Damit sind die Listen ohnehin im ständigen Wandel ist. Manchmal streiche ich Bücher wieder heraus, wenn sie schon seit Jahren dort stehen und ich das Interesse im Grunde verloren habe.

Ich werde diese Wunschlisten wahrscheinlich bis an mein Lebensende nicht verkleinert haben. Oder … vielleicht doch? Das weiß ich leider erst in hoffentlich vielen Jahrzehnten 😉

Eure Lotti Xx

Die Montagsfrage #85 Bücher gegen Ignoranz

Hallo zusammen!

Ich habe mir schon gedacht, dass das Thema bei der dieswöchigen Montagsfrage zusprechen kommen wird – und bin glücklich darüber, denn es ist wichtig. Danke, Antonia!! HIER geht es zur Montagsfrage.

Ich habe mir während der vergangenen Wochen viele Podcasts angehört, Videos angesehen und Artikel gelesen zu dem, was sich in den USA gerade abspielt, und auch, wie die Realität deutscher BPOC aussieht, geschildert aus ihrer eigenen Sicht.

Doch schon seit gut zwei Jahren lese ich auch immer wieder Bücher, in denen Alltags- & institutioneller Rassismus sowie das Erbe der Sklaverei die zentralen Themen sind und ich will keines dieser Bücher missen.

Ich finde es wichtig, dass man sich mit diesem Thema auseinandersetzt und auch anerkennt, dass man als weiße Person in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft zur privilegierten Gruppe gehört. Bücher von BPOC Autor*innen zu lesen, ist eine wunderbare Möglichkeit, sich zu bilden. Wer zum Beispiel derzeit auf Instagram oder Goodreads unterwegs ist, dem springen Bücher von BPOC Autor/-innen und über Rassismus zur Zeit gerade entgegen. Und diese Angebote werden genutzt! Meine ganze Vorbereitung auf die kommenden Monate ist ordentlich durcheinander gekommen, weil auf einmal sämtliche fiktionale und non-fiktionale Bücher über Rassismus ausverkauft waren xD Einerseits freut mich das wirklich sehr, andererseits denke ich manchmal, wieso erst wieder jemand getötet werden musste, um da etwas Bewegung reinzubringen. Aber nichtsdestotrotz hoffe ich, dass das Thema jetzt international sichtbar bleibt, dass man die Opfer von Rassismus endlich mal zu Wort kommen lässt und ihnen Glauben schenkt.

Also, kommen wir zu den Büchern und anderen Quellen. Ich möchte denjenigen unter euch, die vielleicht gerne mehr darüber lesen und sich weiterbilden wollen, gerne ein paar Empfehlungen geben und auch mit euch teilen, was auf meinen eigenen Wunschlisten zu finden ist 🙂 Vielleicht entdecken auch die etwas „Beleseneren“ unter euch einen Titel, den sie noch nicht kennen.

Wie immer bei mir gibt es deutsche und englische Bücher gemischt. Fiktion ist dabei, aber auch Memoiren und Sammlungen von Essays, Briefen etc. Klassiker und relativ neue Bücher. Mein Fokus liegt auf Büchern, aber ich habe euch ebenso Podcast Folgen und ein Video verschiedener Quellen mit aufgelistet und hoffe, dass sie dem ein oder anderen eine Tür öffnen können 🙂

Bereits gelesen und sehr lesenswert:

  • Menschenkind von Toni Morrison
  • Sehr blaue Augen von Toni Morrison (mit Toni Morrison macht man generell nichts falsch, fangt einfach mit einem am – sie ist stilistisch genial, aber nicht ganz einfach zu lesen 🙂 ) ACHTUNG – in diesem Buch kommt sexuelle Gewalt gegen ein Kind vor. Wer selbst unter Misshandlungen gelitten hat, für den könnte das Buch ungeeignet sein.
  • Die Farbe Lila von Alice Walker (Kindesmisshandlung wird auch hier angesprochen, wenn auch nicht so vordergründlich wie in Sehr blaue Augen)
  • Beale Street Blues von James Baldwin (auch von ihn gibt es gaaaanz viel zu lesen, bin aber selbst gerade erst am Anfang was seine Werke betrifft)
  • Wer die Nachtigall stört von Harper Lee
  • Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche von Reni Eddo-Lodge
  • The Hate U Give von Angie Thomas (Jugendbuch, aber auch für Erwachsene definitiv lesenswert. Daher auch sehr gut für Leute gedacht, die nicht wissen, wo sie anfangen sollen.)

Auf meiner hotlist für die Zukunft stehen außerdem (Auszug):

  • Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten von Alice Hasters (heute bestellt)
  • Eloquent Rage von Brittney Cooper (geplant im Juli) –
  • Twelve Years A Slave/ 12 Jahre als Sklave von Solomon Northup (die wahre Geschichte eines Geigers, der frei war und dann in den Süden verschleppt und versklavt wurde – für 12 Jahre)
  • If They Come In The Morning, zusammengestellt von Angela Davis
  • How We Fight For Our Lives von Saeed Jones (Rassismus & Homophobie im Süden der USA)
  • Freiheit ist ein ständiger Kampf von Angela Davis
    • Angela Davis ist übrigens im Feminismus und Menschenrechtsaktivismus eine sehr bekannte Figur, sie hat zahlreiche Werke veröffentlicht, da könnt ihr also etwas länger stöbern 😇
  • (In guten wie in schlechten Tagen von Tayari Jones) >> es steht derzeit zwar nicht auf meiner Lesewunschliste, aber ich habe schon sehr viel Positives darüber gehört. Es ist im Grunde die Geschichte einer Ehe eines jungen afroamerikanischen Paares, doch kurz nach der Hochzeit kommt der Mann ins Gefängnis und die beiden wollen, dass ihre Liebe irgendwie diese Jahre überstehen kann. Es geht also nicht nur um Rassismus, sondern auch um die Liebe.

Podcast Folgen (beziehen sich primär auf die Situation in den USA)

Vom New York Times Podcast The Daily : [AUF ENGLISCH]

Vom Zeit Online Podcast OK, America?: [AUF DEUTSCH]

Vom Deutschlandfunk – Der Tag Podcast: [AUF DEUTSCH]

Von Feuer und Brot: [AUF DEUTSCH ]

Und noch ein Video über die Situation in Deutschland, das zurzeit Das Ding ist:

Einige von euch dürften es schon gesehen haben 😉

Wir können die Welt besser machen, gemeinsam ❤ Hören wir zu, denken wir kritisch, gehen wir dazwischen!

Eure Lotti Xx

Die Montagsfrage #84 Sollten weibliche Autoren mehr aus Sicht von weiblichen Protagonisten schreiben?

Hei hei an euch alle! 🙂 Ich hoffe, dass es euch gut geht.

Ich bin ganz Feuer und Flamme, die heutige Montagsfrage auseinander zu nehmen, und weil das bestimmt einiges an Text wird, halte ich das Intro heute einmal kurz 😉 Jedenfalls, für alle Neuleser, habe ich euch hier den Originalpost von Antonia vom Lauter & Leise Blog verlinkt – schaut auf jeden Fall vorbei, es machen jede Woche ganz viele Leute mit und es ist einfach toll, durch die Antworten stöbern zu können (und selbst mitzumachen).

Ich habe mich riesig über die heutige(n) Frage(n) gefreut; also gibt es jetzt ohne weiteres Geplauder meine Antwort:

Sollten weibliche Autoren mehr aus Sicht von weiblichen Protagonisten schreiben?

und die dazugehörigen Unterfragen:

  1. Sollten wir generell mehr Literatur von weiblichen (oder non-binaren) Autoren gelesen, weil die Perspektiven dieser Autoren innerhalb der letzten Jahrhunderte (und Jahrtausende) oftmals nicht zur Sprache gekommen sind? (Das selbe gilt für Literatur von POC, LGBTQ+ Autoren und anderen Menschen, die innerhalb der letzten Jahrhunderte kaum eine Stimme gehabt hätten, ich habe nur hier das Geschlechter-Beispiel gewählt.)
  2. Sind weibliche Autoren die einzigen, die ihre Perspektiven deutlich machen können?
  3. Brauchen wir dazu per se eine weibliche Protagonistin?

1. Sollten wir generell mehr Literatur von Frauen, POC, LGTBQ, religiösen Minderheiten usw. lesen?

Kurze Antwort – ja.

Lange Antwort:

Ich finde, es kommt auch immer darauf an, was man will. Als mir zum ersten Mal bewusst wurde, dass ich nur ganz wenige Werke von Autorinnen gelesen habe, war ich entschlossen, gegen dieses Ungleichgewicht vorzugehen – sofort. Das betraf aber nicht nur das Gleichgewicht zwischen Frauen und Männern in meinem Regal, sondern auch außereuropäische/ nicht-westliche Autor*innen, Minderheiten, und Menschen unterschiedlicher Religion, Sexualiätät, sex. Zugehörigkeit etc.

Grund dafür, dass mir das so wichtig ist, ist schlicht meine Sicht auf die Welt und auf Literatur, deren Bedeutung weit über simple Unterhaltung hinaus geht und einfach der perfekte Weg ist, die eigene Realität verlassen und sich in andere Kulturen, Realitäten und Strukturen zu begeben. Das ist, was ich von Literatur möchte, darauf lege ich Wert – ich will ein richtig gutes Buch, das mich fesselt, und ich erwarte, dass ich danach etwas ganz bewusst wahrnehme oder weiß, das mir vorher nicht bewusst war. Deshalb ist es mir persönlich selbstverständlich wichtig, dass ich von so vielen verschiedene Menschen wie möglich lese. Ich kann das nicht einfach nur auf männlich versus weiblich herunterbrechen.

Das Ding ist, dass ich viel Wert darauf lege, informiert zu sein. Nicht nur über das Wetter von morgen oder Deutschland, sondern internationaler. Wenn ich mich mit anderen Menschen über verschiedenste Dinge unterhalten will – die Ausschreitungen in Minnesota, Frauen im Islam, die wirtschaftliche Entwicklung in der Sahelzone, Familienpolitik in Asien, was weiß ich – dann kann ich das einfach nicht, wenn ich nichts weiß oder ich nur die Perspektive der westlichen Welt kenne. Daher ist mir Vielfalt bei der Buchauswahl eben sehr wichtig und ich persönlich habe immer so ein paar cringe Momente, wenn einem dann gesagt wird, das sei ja erzwungen. Trifft vielleicht auf manche Leute zu, aber ich fühle mich in keinster Weise unter Zwang oder unter Druck. Ich habe wortwörtlich Bock drauf, mich damit zu beschäftigen, welche Autoren in der LGTBQ Szene gerade der letzte Schrei sind, ich bin Feuer und Flamme, saudische Autorinnen und kongolesische Autoren ausfindig zu machen und mir ihre Veröffentlichungen anzusehen🔥🔥 und ja, dann gehe ich in den Laden und frage oder suche nach genau den Titeln, die mein Interesse geweckt haben, von genau diesen Leuten.

Auch ich bin auf der Suche nach guten Büchern, immer 😉 Gute Literatur ist meine Leidenschaft. Aber ich sehe hier keinen Widerspruch. Guten Literatur findet man überall – ob von Männern, Frauen, Non-binaren, Trans, Christen, Muslimen, Deutschen, Russen, Tansaniern, Chilenen. Ich will ein gutes Buch.

Wenn es jetzt speziell um das Geschlecht der Autoren geht, würde ich sagen, dass ich eigentlich nur dann wirklich besonders Wert auf das Geschlecht lege, wenn das jeweilige Geschlecht (oder sexuelle Orientierung) ständig durch die Medien in eine bestimmte Rolle gepresst wird. Wenn ich ein bestimmtes Bild im Kopf habe und nicht weiß, woher es kommt, dann weiß ich, es ist Zeit, dagegen mit einem Buch vorzugehen. So geschehen zum Beispiel mit Literatur von Musliminnen und Flüchtlingen in Mittelamerika. Und JA, in beiden Fällen war es mir eben doch extrem wichtig, dass Ersteres von einer/mehreren muslimischen Frau(en) kommt und Letzteres von Geflüchteten, weil ich diese Leute mit ihren eigenen Worten hören möchte, und nicht jemand, der über sie schreibt. Es ist nicht das gleiche.

2. Sind weibliche Autoren die einzigen, die ihre Perspektiven deutlich machen können?

Also, es kommt darauf an, finde ich – und zwar darauf, worum es geht. Generell denke ich, kann ein talentierter Autor welchen Geschlechts auch immer bestimmt die Perspektiven deutlich machen, das ist eben auch einfach eine Frage des Talents, des Feingefühls und des Respekts und keins davon hat mit dem Geschlecht zu tun.

Aber wie gerade angesprochen, gibt es eben manchmal Situationen, in denen über eine bestimmte Sorte Mensch schon so viel aus zweiter Hand berichtet wird, dass die eigentlich „Betroffenen“ kaum zu Wort kommen. Dann, finde ich, macht es eben doch einen Unterschied. Aber auch das würde ich nicht an das Geschlecht des/der Betreffenden knüpfen. Es kann genauso gut die Religion oder Herkunft betreffen.

3. Brauchen wir dazu per se mehr weibliche Protagonistinnen.

Ganz klar nein. Man kann aus verschiedenen Perspektiven über die gleiche Problematik schreiben und jedes Mal kann dabei das beste Buch ever entstehen.

Ich habe tendenziell bisher sowieso eher die Erfahrung gemacht (mit meinen Büchern in meinem Regal), dass Frauen aus der Perspektive von Frauen schreiben und Männer aus der von Männern und Frauen. Ich kenne nicht so viele Bücher von Autorinnen, in denen aus Sicht einer männlichen Figur geschrieben wurde. Und ich kann euch das ganz bestimmt sagen, weil ich mein Bücherregal diesbezüglich analysiert habe. Ich habe mehr männliche als weibliche Autoren bei mir stehen, aber die Zahl weiblicher Hauptcharaktere ist genau deckungsgleich mit der männlicher.

Mir fällt da mein Vati ein, für den das Protagonisten-Thema sowieso etwas heikel ist, weil er es oft erlebt hat, dass eine weibliche Autorin die männliche Perspektive mal so richtig verkackt hat xD Und auch ich habe Bücher männlicher Autoren gelesen, in denen das mit der weiblichen Perspektive auch etwas … schwierig ist xD Generell bin ich aber ABSOLUT dafür – und ich halte das auch für eine tolle Schreibübung – dass Autoren und Autorinnen sich mehr trauen bezüglich anderer Geschlechter und einfach mal aus der Sicht von jemand schreiben, der ein anderes Geschlecht hat oder mit der Geschlechterfrage Probleme hat. Die beisten Autor/-innen, die ich kenne, rocken beides und dafür liebe ich sie 😉


So, das war es ❤ Ich wünsche mir einfach, dass der Büchermarkt generell vielfältiger & globaler wird, und die Diskussion nicht immer nur auf das Geschlecht der Autorinnen und Autorin geführt wird.

Also – mehr generelle Vielfalt, Toleranz, mehr Mut, und eine freie Protagonist*innenwahl. Das wünsche ich mir und euch wünsche ich eine tolle Woche!!

Eure Lotti Xx